meine freundin gitte hat den höhepunkt ihrer forschungskarriere erreicht. auf 8.133 meter seehöhe lebt sie gemeinsam mit vier studierenden ihres seminars in einem lichtundurchlässigen und mit wasserstoffzellen beheizten extremexpeditionssarkophagozyten der klasse enjoy the death zone und dokumentiert heiligenschein-erscheinungen. gitte und ihr team sind nach drei tagen intensiver selbsterfahrungsklausur bereits bei erscheinung-kategorie 18 angelangt: rotglühender hoppeldihopperfell-heiligenschein mit deutlich erkennbaren umrissen einer dornenkrone. Ich bin mir sicher: gittes habilitation wird – durch die erstmalige systematische erforschung derartiger wahrnehmungen in der grenzregion zwischen leben, wahnsinn und tod – die arbeiten ihrer konkurrentinnen und konkurrenten in den alles verzehrenden heiligenschein-schatten stellen.
binga von bingen, die leiterin des instituts für experimentelle intrapersonelle parapragmatologie, die sich demnächste in ihre altersteilzeit verabschieden wird, hat mit gitte wohl jene frau gefunden, die in ihre wissenschaftlichen fußstampfen treten könnte, sofern diese von ihrer feldforschungen auf 8.133 meter seehöhe lebend zurückkehren wird.
p.s.: soeben ist ein funkspruch des forschungssteams mit bizzarem inhalt abrupt abgebrochen: darin hatte gitte enthusiastisch von der erscheinung fritzi bergers (?), des legendären und vor jahrzehnten verstorbenen gründers des kosmodroms, in gestalt eines engels (?) berichtet, der die 5 forscherinnen und forscher auf eine runde glühwein (?) in seine datscha oberhalb (?) des berggipfels eingeladen hatte.
p.p.s.: schlechtes wetter verhindert sowohl weiteren funkkontakt als auch die entsendung einer aufklärungsmission.
p.p.p.s.: ein rettungstrupp erreicht drei tage nach dem letzten kontakt den expeditionssarkophagozyten von gittes team. dieser ist zugeschneit und verlassen. fußstapfen von mindestens fünf personen führen bis zum berggipfel, wo sie auf unerklärliche weise enden.
p.p.p.p.s.: sieben tage nach dem letzten kontakt erreicht gittes team überraschend, aber wohlbehalten das basislager. gitte und ihre vier kolleginnen und kollegen teilen uns mit pantomimischen gebärden mit, dass sie ein lebenslängliches schweigegelübde abgelegt und beschlossen hätten ihre karrieren als wissenschaftlerinnen und wissenschaftler zu beenden. ihr neues gemeinsames projekt sei die gründung einer gastronomischen kommune. das kulinarische angebot: zustellservice mit veganen mandalapizzen, flammkuchen mit irrgartenförmigem belag sowie weiterbildungsangebote, unter anderem holotropes lachgasatmen – derzeitiger arbeitstitel „das hab´ ich mir anders vorgestellt! – na und?“.
p.p.p.p.p.s.: soeben habe ich einen wochenendkurs gebucht. ich freu mich darauf gitte wieder zu sehen. ich freue mich auch auf die pizza fritzi. O