synapsogramophonodromologozytolabyrinthologe – das steht auf dem türschild eines kollegen und freundes, der ein geheimnisvolles und einsames synapsogramophonodromologozytolabyrinthologendasein in einem leuchtturm führt. dieser steht nicht – wie man vermuten könnte – an einer meeresküste oder am ufer eines flusses, sondern auf einer kargen, spärlich bewaldeten und menschenleeren hochebene, von wo er seine signale in die finsternis sendet. wozu, das verrät mein freund nicht einmal mir.
ich traf ihn nach langer zeit wieder, als ich das hochland auf einer mehrtägigen wanderung durchquerte. es war schon finstere nacht, als ich das signal des leuchtturms entdeckte und darauf zusteuerte. Ich wusste: damit ein leuchtturm identifizierbar ist, ist seine kennung der befeuerung einmalig. jeder leuchtturm hat ein eigenes signal aus licht und pausen, das aus einer bestimmten taktung und wiederkehr besteht. doch so sehr ich mich konzentrierte und so lange ich auch wartete: ich konnte keinen takt oder eine wiederholung des signals, das der leuchtturm meines freundes sendete, erkennen.
plötzlich krachten zwei schüsse. geblendet vom gerade stroboskopartigen signal des leuchtturms sah ich meinen freund auf mich zulaufen. in der einen hand hielt er ein nachtsichtgewehr, in der anderen einen toten hamster, den er soeben erlegt hatte. er umarmte mich herzlich, beinahe enthusiastisch, am nächsten morgen entdeckte ich die handabdrücke aus hamsterblut auf der rückseite meiner jacke.
den abend verbrachten wir im leuchtturm, aßen köstliches hamstergulasch und erinnerten uns bei einigen gläschen gehaltvollen rotweins an erlebnisse aus unserer gemeinsamen synapsogramophonodromologozytolabyrinthologenausbildungszeit.
zu später stunde kam ich auf dem weg zum plumpsklo, das sich außerhalb des leuchtturms befand, am büro meines freundes vorbei. dort liefen mehrere computer auf hochtouren, wobei die hyperaktiven monitore den anschein erweckten, als ob das netzwerk mit einer ki-applikation verknüpft worden war. als ich das leuchtturmgebäude verlassen hatte, hielt ich inne und sah in den nachthimmel. der leuchtturm sendete jetzt nordlichtartige signale. wieder konnte ich trotz längerer beobachtungsphase in mitternächtlicher kälte darin keinerlei system erkennen.
zurück im turm sprach ich meinen freund darauf an, doch er lächelte nur zufrieden und teilte das übrige hamstergulasch zwischen uns auf. wir leckten die letzten reste des köstlichen gulaschsaftes von unseren tellern, prosteten uns zu und genossen den wein, dessen wirkung die wahrnehmung der labyrinthartigen strukturen verstärkte, die das licht des leuchtturms nun in die finsternis zeichnete. Irgendwann spät nachts verkroch ich mich in meinen schlafsack, nachdem mein freund, mit offenen augen durchs fenster in den klaren nachthimmel starrend, eingeschlafen war.
als ich am nächsten morgen erwachte, war mein freund weg. weder im leuchtturm noch in der näheren umgebung konnte ich ihn finden. war er wieder auf hamsterjagd? doch auch die rechner in seinem büro waren verschwunden. „noch ein schönes leben“ schrieb ich auf eine serviette, die ich auf dem leeren arbeitstisch platzierte. dies war der für synapsogramophonodromologozytolabyrinthologen übliche abschiedsgruß, den wir seit unserer gemeinsamen studienzeit praktizierten. dann brach ich auf.
zwei monate waren vergangen, als ich erfuhr, dass von meinem freund nach wie vor jede spur fehlte. sicherheitsleute des kosmodroms hatten sich des falls angenommen, und einer kryptologin war es gelungen, die von einem überwachungssateliten aufgezeichneten lichtsignale des leuchtturms teilweise zu entschlüsseln. demnach hatte mein freund mit hilfe eines ki-unterstützten programms in allen bisher bekannten und in unzähligen neu generierten codes folgende botschaft via leuchtfeuer gesendet: synapsogramophonodromologozytolabyrinthologe mit fundierter interdisziplinärer ausbildung und langjähriger berufserfahrung sucht neues berufliches betätigungsfeld außerhalb seines ursprungsplaneten. interplanetare und intergalektische migrationsbereitschaft bis zu 100%. dienstbeginn jederzeit möglich. mangels eines eigenen weltraumtauglichen fahrzeugs ist eine abholung durch potenzielle arbeitgeber erforderlich. ich freue mich auf ein persönliches kennenlernen. vielen dank vorweg. noch ein schönes leben.