alles wurde anders, als ich in die käsewurstsemmel biss. plötzlich nahm ich nicht nur den geschmack der wurst und der semmel war, sondern ich sah unmittelbar vor mir das schwein herumlaufen, aus dessen fleisch die wurst gemacht worden war, zwei stämmige kühe mit prallen eutern, aus deren milch der käse für die wurst gewonnen worden war, und einen riesigen mähdrescher, der gerade das korn für das mehl der semmel schnitt. ich hörte das zwölftonartige jodeln der sennerin auf der alm, das rülpsen des fleischhauers in der wurstfabrik, das wachsen der nasenhaare des bäckers und das sanfte rauschen der toilettenspülung, mit der ich die in meinem körper transformierte nahrung vertrauensvoll der klimaneutralen kläranlage unseres kosmodroms übergab. die wertschöpfungskette bzw. schöpfungsgeschichte bzw. zukunftsschöpfung der käsewurstsemmel breitete sich in alle zeitlichen und räumlichen richtungen aus – durch mich hindurch und aus mir heraus. schlagartig verstand ich: diese käsewurstsemmel ist eine käsewurstsemmel, und sie ist keine käsewurstsemmel.
max norden