zu besuch im kosmodrom

Im vorhof des kosmodroms erwartet die gäste ein unscheinbarer, beheizbarer teich mit bunten plastikgoldfischen. diese habe jene lebenden teichbewohner ersetzt, die ein tierliebender außendienstmitarbeiter von einer expedition mitgebracht hat und bei deren fütterung abraham ulfsson, der erste portier des kosmodroms, tödlich verletzt wurde.

das foyer des empfangsbereichs wird dominiert von einem gartenzwergförmigen springbrunnen aus sandstein, aus dessen mützenspitze eine pulsierende, weiße, nach zitrone riechende flüssigkeit quillt. dieser blickfang stammt aus jener zeit, als die erforschung von humanen kleinstlebewesen einen großen teil der außendiensttätigkeit des kosmodrom nowosindromsk einnahm und dementsprechende attrappen mit lockstoffvorrichtungen im einsatz waren. der neue portier franz abrahamsson hat sich der ausrangierten nanologischen apparatur im atlantischen zwergendesign persönlich angenommen und sie einem neuen zweck als luftbefeuchter und geruchsverbesserer zugeführt.

links und rechts vom brunnen befinden sich die aufzüge, in denen man, in einer kapsel zwangsjackenartig angegurtet, zu den unteriridischen einheiten des kosmodroms gelangen kann. ungebetene gäste hingegen werden damit schleudersitzartig aus dem gebäude befördert. franz abrahamsson, hüter der plastikgoldfische und bester freund des springbrunnenzwerges, ist dabei der ingenieur an den schaltknüppeln der aufzüge beziehungsweise der schleudersitze und somit der absolute herrscher des foyers. sein assistent ist ein papagei, der meist auf seiner linken schulter, gelegentlich auch auf seinem kopf sitzt und am liebsten schweigt.

hätten die gäste beim betreten des kosmodroms freie sicht auf diese beiden geschöpfe, so wäre dies schon ein starker visueller eindruck. doch der kontakt zwischen kunden bzw. klienten und dem menschlichen bzw. tierischen empfangspersonal gestaltet sich, wie so viele psychosoziale prozesse innerhalb des kosmodroms, nicht ganz so offensichtlich, dafür aber umso nachhaltiger.

denn zwischen der besucherInnenschleuse und dem schreibtisch von franz abrahamsson steht ein flaches, transparentes und – bis auf fünf fische und das wasser – leeres panoramaaquarium, das aufgrund seines burnout-prophylaktischen entspannungszweckes dem portier von höchster stelle zuerkannt worden ist und in dem die vorgänger der plastikgoldfische leben.

häufig kommt es vor, dass gäste den sich hinter dem auquarium aufhaltenden papagei für einen papageienfisch und franz abrahamsson für eine wasserleiche halten. Wenn letzterer seinen kopf hebt, um eintretende zu begutachten, kann dies insbesondere ungebetene oder unvorbereitete besucherInnen sehr verunsichern und zur flucht veranlassen.

bislang ist keiner der ungebetenen gäste jemals wieder gekommen. einer hat den tierschutzverein verständigt wegen angeblicher verfütterung von wasserleichen an aquariumsfische – ein vorwurf, den franz abrahamsson selbst ausräumen konnte. eine überraschungsbesucherin hat sich mit gregors papagei angefreundet. was aus ihr geworden ist, können wir an dieser stelle nicht verraten.

herzlich willkommen in der leere

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